alles du | Praxis für Psychotherapie

Alle Gefühle zulassen

Systemische Psychotherapie in Nürnberg - alles du - Heilpraktikerin für Psychotherapie -Evelyn Richter-Schäfer - Heilpraktikerin für Psychotherapie im Raum Nürnberg - Honorar

Evelyn Richter-Schäfer

Wegbegleiterin | Spurensucherin | Mutmacherin

Kategorie: Gefühle

Lerne deine Gefühle lieben. Alle. Es ist nie zu spät für einen Neuanfang.

Wirklich? Alle?

Ja, alle. Ausnahmslos. Alle meine Gefühle gehören zu mir und das ist gut so! Ob du willst oder nicht. Weil – Loswerden klappt nicht. Wie ich das meine? Werfen wir einen Blick in die Psychologie. Robert Plutchik (1927-2006), ein Psychologieprofessor aus den USA, hat sich viel und ausgiebig mit dem Thema Gefühle und Emotionen auseinandergesetzt und ist unter anderem zu dem Schluss gekommen, dass Gefühle evolutionärer Bestandteil aller Lebewesen sind. Das heisst, ob wir nun wollen oder nicht – sie sind alle da. Tief in uns drin. Verankert. Nicht rauszukriegen aus unserem Leben. Und auch nicht weg zu ‚erZIEHen‘.

Und das ist auch gut so! 

Manchmal wünschen sich Menschen, das ein oder andere Gefühl loszuwerden. Wut, zum Beispiel. Ich kann den Wunsch verstehen. Das wäre allerdings ungefähr so, als würden wir die Nacht ausknipsen, weil wir lieber Tag hätten oder im Winter im luftigen Kleid rumlaufen, weil wir möchten, dass Sommer ist. Was wäre die Konsequenz? Unser Biorhythmus wäre ohne Nacht(ruhe)zeiten im Eimer und die Lungenentzündung dank Flatterhemdchen im Anmarsch. Also – lernen wir doch besser mit ihnen umzugehen. Ok?

Unser Körper würde uns also klar signalisieren: So nicht! Nicht ohne genügend Schlaf, die Jacke im Winter und alle Gefühle. Das ist ziemlich schlau und können wir uns zu Nutze machen. Doch darauf komme ich gleich nochmal zurück.

Da ist was Wahres dran.

Schwierig wird es doch dann mit den Gefühlen, wenn wir nicht wissen was sie uns sagen und wie wir mit ihnen umgehen sollen. ‚Hm, da ist was Wahres dran!‘, höre ich dann in meiner Praxis. Aha, wir haben also nicht gelernt mit unseren Gefühlen umzugehen oder – zumindest Moment. Kann es sein, dass wir es vielleicht sogar mal konnten nur irgendwie verlernt haben? Ja genau!

Die Geschichte deiner Gefühle. 

Kindliche Bedürfnisse

Den Umgang mit Gefühlen lernt jeder von uns früh in der Kindheit. Ganz intuitiv wissen wir, wann es uns gut geht und wann nicht. Zum Beispiel ist das Weinen überlebenswichtig, da wir nur so als Babies zeigen konnten, dass etwas nicht stimmte oder uns etwas fehlt. Nähe, zum Beispiel, oder Nahrung. Das Lachen war überlebenswichtig, weil es die Liebe unserer Eltern sicherte. Eigentlich ganz einfach.

Früh verinnerlichte Glaubensmuster

Es kann nun aber sein, dass Jungs früher gehört haben ‚sei ein Mann und heul nicht‘ und Angst ihr Begleiter wurde oder Kinder ein ‚stell dich nicht so an‘ schlucken mussten, obwohl sie genau gespürt und geäußert haben, dass sie etwas nicht wollten. Scham und Angst zu äußern und zuzulassen, war ein Tabu. Wut oder Ärger rauszulassen, ging gleich dreimal nicht. Die Erstgeborenen experimentierten sich durch das Land der Gefühle und die Nachfolger pickten sich die Gefühlsäußerungen raus, die vermeintlich in der Beziehung zu den Eltern am Besten ankamen. Lächeln statt Weinen, Ärger runterschlucken statt die Liebe der Eltern zu riskieren, Leisten statt Erschöpfung zeigen und Grenzen ziehen.

Die Reaktionen auf unsere Gefühlsäusserungen hatten damals einen unglaublich großen Einfluss auf unseren Mut, Gefühle zu äußern, unabhängig davon, ob es ein positives Gefühl der Freude oder ein negatives Gefühl der Angst ist. Maßgeblich wurden wir auch bezüglich unserer Gefühle von unseren Eltern, Großeltern und Geschwistern geprägt. Jetzt denkt ihr vielleicht ‚Aha, meine Eltern sind schuld, dass ich heute nicht mit meinen Gefühlen umgehen kann.‘ Ja und nein. Ja, damals als Kinder haben wir von ihnen gelernt, unsere Gefühle zu zeigen oder ‚runterzuschlucken‘, wie man so schön sagt. Heute als Erwachsene können wir uns nicht mehr darauf ‚ausruhen‘, dass unsere Eltern für unsere Gefühlsäußerungen zuständig sind. Wir können uns entscheiden, einen anderen Umgang mit Gefühlen zu lernen. Wir können lernen, eine andere Beziehung zu unseren Gefühlen einzugehen, als wir es bislang getan haben. Ohne Angst. Versteht ihr?

Was haben unsere Großeltern mit unseren Gefühlen zu tun?

Es gab Zeiten, da stand Funktionieren ganz stark im Vordergrund. Da waren Gefühle hinderlich, gar lästig. Gefühle zuzulassen war vielleicht sogar gefährlich. In der (Nach)kriegszeit war das z.B. so. Unsere Eltern und Großeltern wuchsen zu einer Zeit auf, in der war funktionieren überlebenswichtig – viel wichtiger als Weinen oder Lachen. Habt ihr euch schon mal getraut zu fragen, wie das damals war? Die Antworten darauf könnten wichtig sein für die eigene Entwicklung. Diesen ‚Effekt‘ nahmen sie jedenfalls mit in die Erziehung ihrer Kinder und Enkelkinder, mehr unbewusst als bewusst natürlich. Und klar, wir haben uns weiterentwickelt und heute sind diese Wirkungen nicht mehr so präsent – aber eben auch noch nicht weg. Ich beschäftige mich schon länger mit den Themen der Nachkriegskinder und -enkel und bin immer wieder überrascht, wie stark verwurzelt diese noch heute in den Familien sind.

Tiefe Wurzeln.

Der Erziehungseffekt aus unserer Kindheit ist tiefer in uns verwurzelt als wir meinen. Das erleben wir im Beruf, in der Liebe und Beziehungen und spätestens dann, wenn eigene Kinder in unser Leben kommen und Liebe eine neue Form annimmt. Und manchmal, wenn uns etwas in Rage bringt, wütend macht oder traurig – uns irgendein Gefühl überwältigt – dann kommt es vor, dass sich ein unausgelebtes Bedürfnis nach z.B. Angenommensein oder Geborgenheit aus der eigenen Kindheit mit dazu mischt. Und in diesem Gemisch wird es dann manchmal schwer, im Heute gut mit unseren Gefühlen umzugehen.

Bei aller Komplexität: Heute können wir uns aber entscheiden, es anders zu machen. Das ist ein ganz großer Unterschied zu dem Erleben damals als Kind.

„Ungel(i)ebte Gefühle verschwinden nicht – sie verankern sich einfach woanders.“

Nehmen wir nochmal das Beispiel mit ‚die Nacht zum Tag machen‘ und dem Flatterhemdchen.
Ich hatte angekündigt, ich komme nochmal auf das ziemlich schlaue Verhalten unseres Körpers zurück.
Gefühle lassen sich nicht wegdrücken – zumindest nicht auf Dauer.

Gefühle finden immer ihren (Aus)weg und Ausdruck. Oftmals nehmen sie einen Umweg über den Körper.
Ein paar Beispiele:

    • Wenn wir unserem Ärger keine Luft machen – bekommen wir z.B. Magenschmerzen.
    • Wenn wir unsere Ängste nicht zulassen –  folgen eventuell Kopfschmerzen oder Migräne.
    • Wenn wir unsere Traurigkeit nicht annehmen – leidet vielleicht das Immunsystem darunter.
    • Wenn wir unserer Sehnsucht und unserer Lust nicht folgen und nur noch funktionieren –
      dann stopfen wir den unbewussten Frust darüber vielleicht in uns rein oder spucken ihn aus.

Wie der Kopf uns unterstützen kann beim Gefühle zulassen:

Michael Tischinger, Chefarzt einer psychosomatischen Klinik, hat mir mal von B-E-A-T-E erzählt und die möchte ich gerne weitergeben:
B-E-A-T-E steht für 5 Schritte, die wir anwenden können, um alten Muster auf die Schliche zu kommen und neue Wege zu gehen, u.a. wenn es um den Umgang mit Gefühlen geht.

    • B – Bemerke, dass du ein Gefühl unterdrückst.
    • E – Erkenne, dass du nach einem alten Verhaltensmuster handelst (Glaubenssatz)
    • A – Anerkenne, dass es so ist. liebevoll wahrnehmen, dass es eben so ist
    • T – Trenne und lass alte Impulse los. Gefühle zulassen.
    • E  – Einbrennen / Einüben des neuen Verhaltens – Dankbar sein, dass ich Mut habe, Ängste anzuschauen

Wie der Körper uns helfen kann beim Gefühle zulassen.

1. Spüre, wo das Gefühl in deinem Körper verankert ist.

Das allererste, was ich mit Klienten beim Thema Gefühle in Einzeltherapie oder Paartherapie und häufig auch Familientherapie mache, ist, ich frage den Klienten, WO er denn das Gefühl spürt. Häufig nutzen wir nämlich unseren Körper nicht als ‚Ratgeber‘ dafür, WAS wir genau spüren. Die Antworten meiner Klienten zeigen mir häufig, dass das Spüren noch ausbaufähig ist. So gelangen wir in ein Gefühlschaos und wissen nichts damit anzufangen. Aber keine Angst: Indem wir lernen, Gefühle in unserem Körper zu orten und zu erkennen, welches Gefühl gerade präsent ist, verstehen wir uns selbst besser. Es ist quasi ein wichtiges Hilfsmittel zu dem B aus B-E-A-T-E.

2. Folge dem Gefühl: Weine, wenn du traurig bist und zeig dich, wenn du wütend bist

Es gibt Menschen, die glauben, sie könnten nicht weinen. Sie haben solche Angst vor dem Weinen und davor, dass es nicht mehr aufhört, dass sie es einfach nicht tun. Wisst ihr, wieviel Energie das bindet? Es gibt auch Menschen, die sagen, sie seien nie wütend. Sie durften nicht wütend sein und erlauben es sich auch heute noch nicht. Vielleicht steckt auch hier die Angst dahinter, ihre Wut nicht kontrollieren zu können. Aber das lässt sich ändern und lernen! Das Weinen wie das wüten. 

Weinen ist aber auch im Erwachsenenalter immer noch ein perfektes körperliches Abreagieren eines Stresszustandes (so wie Lachen es ebenfalls sein kann). Und auch die Wut braucht ihren Ausgang: ob über klare Grenzziehung nach Außen und einem deutlichen ‚Stopp‘ oder über ein Abreagieren am Kissen deiner Wahl – finde deinen Weg. Nur nicht gegen andere und auch nicht in selbstverletztender Weise gegen dich selbst wenden. Trau dich. Trau dir zu, dass du dich aushälst und nehmen kannst. Nimm deine Angst bei der Hand und probiere etwas Neues. Heute kannst du es anders machen als du es damals als Kind gelernt hast.

3. Sei gut zu dir.

Hole dir eine Umarmung von einem lieben Menschen. Berührungen beruhigen den Körper und bringen auch den Geist wieder ins Gleichgewicht. Und die Unterstützung, die du früher gebraucht hättest um mit deinen Gefühlen umzugehen, die kannst du dir heute holen oder selbst geben. Ganz selbstfürsorglich. Das steigert dein Selbstwertgefühl und bringt dich wieder ein Stück näher zu den Menschen, die du magst.

Und dann?

Dann lass die Zeit für dich arbeiten. Du wirst sehen, dass du es schaffen kannst mit Gefühlen umzugehen – auch mit den ungeliebten – und dass sie zu dir gehören. Und es ist ganz oft so: Hinter jedem ‚negativen‘ Gefühl steckt ein Bedürfnis – verstehe deine Gefühle und du verstehst deine Bedürfnisse. Ohne Angst. Dafür mit viel Mut und einem neuen Gefühl für dich selbst.

Du willst mehr darüber erfahren und dich mit allen Gefühlen (er)kennen lernen? Dann hole dir den ‚Gefühlskompass‚ und fange noch heute an, selbstbewusster für dich und deine Gefühle zu sorgen! 

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Über Evelyn:

Menschen raus aus der Krise zu begleiten ist genau mein Ding. 

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